Was anfangs so vielversprechend anlief, entwickelte sich in den letzten Wochen leider in Teilbereichen zu einem Desaster. Die enorme Trockenheit im Frühling hatte bereits zu Engpässen im Nahrungsangebot geführt, da die Salzwassersenken frühzeitig austrockneten. Darunter litten insbesondere Säbelschnäbler und Rotschenkel. Sie legten zwar nach, doch nur wenige Paare - gerade bei den Säbelschnäblern - hatten wirkliche Erfolg bei der Aufzucht. Darüber..
hinaus entwickelt sich die Silbermöwe zu einer ständig zunehmenden Bedrohung von Vogelarten wie Seeschwalben, Säbelschnäbler und Singvögel wie Feldlerche und Wiesenpieper. Wo in den vergangenen Jahren nur vereinzelt Verluste an Gelegen und Jungvögeln registriet wurden, traten in diesem Frühjahr regelrecht “Spezialistenteams” auf und dezimierten in erheblichem Maß die Kolonien von Lachmöwen und Säbelschnäblern. Dieses extreme Verhalten mag auch auf den Nahrungsmangel zurückzuführen sein, denn an Kaninchen oder Mäusen herrschte erheblicher Mangel. Dazu muss man immer noch bedenken, dass der erhöhte Silbermöwenbestand auf dem Graswarder immer noch auf den gedeckten Tisch der früheren offenen Mülldeponie in der Nähe von Heiligenhafen zurückzuführen ist. Sie ist zwar heute geschlossen, der Bestand an Silbermöwen geht aber nur langsam zurück.
Eine weitere Katastrophe bahnte sich in der Sturmmöwenkolonie unterhalb des Naturzentrums an, als plötzlich die schlüpfenden Jungtiere verschwanden. Trotz Ansitz in der Dämmerung ließen sich aber vermutete Füchse oder Steinmarder nicht ausmachen. Erst nachdem einer unserer Naturschutzwarte auch nachts im Abstand von jeweils einer Stunde die Sturmmöwenkolonie mit einem weitreichenden Strahler ausgeleuchtet, wurde deutlich, dass ein Marder dort sein Unwesen trieb – trotz gut funktionierendem E – Zaun. Eine Bekämpfung darf aber in dieser Zeit nicht vorgenommen werden. Die gesamte Kolonie mit etwa 350 Brutpaaren wird daher ohne Nachwuchs bleiben. Damit aber nicht genug: Bei einem Kontrollgang in den Osten des Schutzgebietes flüchtete plötzlich ein großer Füchsrüde aus dem Strandhafer und ließ damit keinen Zweifel mehr an Verlusten, die bei Sturmmöwen und Küstenseeschwalben in diesem Raum aufgetreten waren. Dieser Rüde muss genau den Moment abgepasst haben, als in einer stürmischen Nacht der Fuchszaun hinter dem Turm durch den Druck eines Hochwassers heruntergedrückt worden war. Er muss sich anschließend wie im Schlaraffenland vorgekommen sein. Dem Treiben dieses Fuchses konnte dann aber durch eine gezielte Treibjagd ein Ende gesetzt werden. Erfreulich bleibt trotz aller Unbilden in diesem Jahr, dass sich der Bestand an Flussseschwalben auf den Brutflößen erhöht hat. Bleibt zu hoffen, dass sich die gerade in diesen Tagen noch schlüpfenden Seeschwalben gegen den starken Wind und die Kälte behaupten können.
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