Nachdem der NABU anlässlich der Buchpräsentation Dr. Silke Schneider zu einem Besuch des Graswarders eingeladen hatte, konnte der Referent Klaus Dürkop die Staatssekretärin am 4. Juni kurzfristig zu einem ausführlichen Gespräch begrüßen. Ergänzung fand die Begegnung durch einen mehrstündigen Beobachtungsgang ins Schutzgebiet entlang der Nordküste der Nehrung.
Einen besonderen Anreiz für ihren Besuch gab darüber hinaus das Blütenmeer ausgedehnter Grasnelkenflächen, die sich teppichartig über viele Strandwälle ab Mitte Mai im Gebiet ausbreiteten. Solch ein Schauspiel, das sich nur im Abstand vieler Jahre in diesen Ausmaßen abspielt, erlebte sie hier das erste Mal.
Ohne Zeitungsreporter im Schlepptau, aber begleitet von Dr. Ellen Rades und Dr. Ulrich Niermann konnte der Referent die Staatssekretärin mit den aktuellen Problemen des Schutzgebietes hautnah konfrontieren. Vorrangiges Ziel war es aber an diesem Tag, einmal die Faszination dieses heute schon fast einmaligen Lebensraumes an der Ostseeküste zu erleben und ein wenig von dem Flair mit nach Kiel zu nehmen.
Augenfällig für alle Beteiligten war der weitere Bestandsrückgang bei dem Charaktervogel des Graswarders, der Sturmmöwe. Ein trostloser Zustand, denn nur noch in dem E-Zaun gesicherten Areal südlich des Naturzentrums hält sich noch kleiner Bestand auf. Hier gab es bisher noch keine Verluste durch Füchse, wohl aber durch Marder und in nicht unbedenklichem Ausmaß durch Igel. Ein massiver Zaun scheint hier die wirkliche Antwort auf den Rückgang zu sein. Jagdliche Eingriffe werden dadurch aber nicht gegenstandslos. Vom Einfluss der Raubsäuger konnte sich die Staatssekretärin ein aktuelles Bild verschaffen, als ein Fuchsrüde in unmittelbarerer Nähe und ohne große Eile an der Beobachtergruppe vorbeizog. Füchse fühlen sich demnach ausgesprochen wohl in dem Gebiet, was auch kein Wunder ist (siehe Fotos). Ihnen wird seit drei Jahren nicht nachgestellt.
Von den Säbelschnäblern, Küstenseeschwalben und Zwergseeschwalben flogen nur noch Einzelpaare herum, obwohl sie anfangs noch kleinere Kolonien gebildet hatten. Der anfängliche Bestand von Flussseeschwalben auf der Brutinsel konnte bei der Begehung auch schon nicht mehr bestätigt werden. Trostlos! Weitere Störungen wie das direkte Erleben von Surfern und Steh- Paddlern im Randgebiet des Schutzgebietes gaben nochmals Anlass, auf die Notwendigkeit der „Befahrensregelung“ in den Küstenschutz-gebieten nachzudenken, um Druck beim Bundesverkehrsministerium zu machen.
Staatssekretärin und Mitarbeiter des NABU waren sich einig, dass das Naturschutzgebiet ohne erhebliche Anstrengungen schon bald seine Bedeutung als Seevogelschutzgebiet verlieren kann – auch im Hinblick auf seine Attraktivität für den Tourismus. Was ist ein Schutzgebiet ohne Vögel, Hasen, Kaninchen, Eidechsen und viele andere Tierarten
Unser Dank geht an Dr. Silke Schneider, die sich so viel Zeit nahm, das NSG kennenzu-lernen.
Text und Fotos: Klaus Dürkop
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