Wer jetzt in Heiligenhafen Schmetterlinge auf Blütenpflanzen beobachtet, kann fast ausnahmslos Distelfalter erwarten, nicht etwa Kohlweißlinge oder Tagpfauenaugen.
Sie sind aus Südeuropa eingeflogen und das sieht man ihnen auch an. Auf ihrem über 2000 km langen Weg Richtung Norddeutschland haben die Flügel dieses auf dem Balkan geschlüpften Falters schon arg gelitten und wirken farblich recht abgenutzt. Das hier gezeigte Exemplar stammt aus dem Juli 2005, als schon einmal ein Masseneinflug von Distelfaltern hier auf dem Graswarder beobachtet werden konnte, farblich ein Prachtexemplar.
Der Distelfalter ist ein Extremwanderer, der in Arabien seinen Flug beginnen kann, im Mittelmeerraum seine ersten Eier legt, dort seine Umwandlung zum Falter vollzieht, um dann über die Alpen nach Norddeutschland zu ziehen. In diesem Jahr erfolgte der Zug der Schmetterling schon recht früh, denn hier tauchten die ersten Exemplare um den 4. Juni auf.
Wenn günstige Windströme herrschen, ziehen sie mit dem beginnenden Sommer sogar noch weiter bis Nordnorwegen und Island.
Bei uns legen die Falter ihre Eier an Brennnesseln und Disteln ab, wo aus den Raupen die nächste Faltergeneration schlüpft. Zu sehen sind sie dann bei uns in den Gärten häufig auf der Buddleja, dem Schmetterlingsflieder, auch Sommerflieder genannt. Für die Vermehrung dieses Weltenbummlers trägt ein insektenfreundlicher Blumengarten bei, der eintönige Rasenflächen vermeiden sollte. Wildblumen können mehr und mehr eine Antwort auf das Insektensterben sein.
Im Spätsommer kehrt sich die die Zugrichtung der neu geschlüpften Distelfalter wieder um, denn er verträgt keinen Frost. Im Mittelmeerraum kann es noch eine weitere Generation geben. Dann überqueren die Falter das Mittelmeer und kehren in ihre Ursprungsländer nach Nordafrika zurück.
Fotos und Text: Klaus Dürkop