Liebe Mitarbeiter, Freunde und Förderer des NSG Graswarder
Das Jahr 2014 liegt fast schon hinter uns und es wird Zeit, ein kurzes Resümee zu ziehen. Es war ein ereignisreiches Jahr, das in die Geschichte unserer nunmehr 43. Betreuungstätigkeit auf
dem Gras- warder eingehen wird.
Trotz aller umfangreichen Vorarbeiten zur Verhinderung von Übergriffen durch Prädatoren, musste zum ersten Mal ein Totalausfall bei der Aufzucht von Jungvögeln registriert werden. Kein
einziger Vogel wurde flügge. Fassungslosigkeit bei allen Mitarbeitern. Ein derart bedrückendes Ergebnis hat es noch nie seit 1971 gegeben. Über die Folgen dürfen wir gar nicht nachdenken.
Fakt ist aber, dass umfassende und wirksame Maßnahmen in der nächsten Zeit getroffen werden müssen, damit der Graswarder seine Attraktivität für Küstenvögel weiter behält. Das ist aber leichter
gesagt als getan, denn in der Zwischenzeit ist das NSG zu einem „Tummelplatz“ für Füchse und Marder geworden. Ohne Bejagung fühlen sich diese beiden Greifsäuger offenbar so wohl und so sicher,
dass sie selbst am hellichten Tage ungeniert im Gebiet herumstreifen. In einem Naturschutzgebiet, das vorrangig vom Land Schleswig-Holstein zum Schutz von Küstenvögeln eingerichtet wurde
ein Umstand, der so nicht hingenommen werden kann. Da auch in der Zukunft nicht damit zu rechnen ist, ortskundige Jäger für die Dezimierung zu finden, reifte der Gedanke, das
bisherige Netz an Zäunen so zu optimieren, dass sie z.B. von Füchsen nicht übersprungen werden können. Sie müssen so massiv gebaut werden, dass sie auch gegen Sturmhochwasser bestehen
können und zudem noch zusätzlich mit E-Zäunen zum Schutz gegen Marder ausgestattet werden. Ein nicht ganz billiges Vorhaben, das dem Umweltministerium zur Entscheidung vorgelegt
wurde.
Aber der Reihe nach: Das Jahr begann schon von vornherein unter einem schlechten Vorzeichen, denn die im Winter eingesetzten und mit erheblichem Lärm verbundenen Rammarbeiten zur Pfahlgründung für das „Strandresort“ sollten eigentlich bis Mitte März abgeschlossen sein. Daraus wurde nichts. Die östlich angrenzenden Wasserflächen verloren dadurch ihre Bedeutung als einer der wichtigen Balzplätze für Eiderenten. Sie verschmähten diesen Raum schon nach kurzer Zeit. Es kam zu keiner Ansiedlungen dieser recht seltenen Vogelart im westlichen Teil des Graswarders.
Parallel zu dieser Bautätigkeit setzte auch die Erschließung des westlich der Seebrücke gelegenen Gebietes mit der Errichtung eines großen Parkplatzes ein, in dessen Umfeld immer noch ein
guter Bestand an Sprossern anzutreffen war.
Im Herbst wurde darüber hinaus bekannt, dass östlich und westlich der Seebrücke Hotelbauten geplant sind, in deren Planungsraum weiträumig alle Bäume gefällt werden sollen. Die Folge wäre
eine vollständig veränderte Landschaft. Zu Einwendungen und zu Vor-schlägen zur Erhaltung des landschaftsprägenden Baumbestandes seitens des NABU gab es bisher keine
Stellungnahme der Planer, leider. Die Entwicklungen einer ziel- führenden und positiven Zusammenarbeit mit dem Tourismus sieht einfach anders aus.
Ganz im Gegensatz dazu verlief ein Gespräch mit der neuen Geschäftsführerin der TASH (Tourismus Agentur SH), der HVB (Heiligenhafener Verkehrsbetriebe) und dem NABU, in dem man sich einig war,
dass gerade Aspekte des Schutzes einer intakten Natur oder das Angebot von Naturzentren mit ihren naturkundlichen Führungen zu einem beiderseits fruchtbaren Miteinander von Naturschutz und
Tourismus führen kann. Zweieinhalb Stunden dauerte das sehr konstruktive Gespräch, in dem die Geschäftsführerin ihre Verwunderung darüber aussprach, dass ihr Tourismusverband an der
Ostseeküste die Zusammenarbeit bisher so stark vernachlässigt hat. Von dem guten Heiligenhafener Beispiel zeigte sie sich sehr beeindruckt und versprach, entsprechende Türen im
Wirtschaftsministerium aufzustoßen. „Der nächste Vertreter auf der Veranda des Naturzentrums sollte der Minister selbst sein“. Darauf warten wir jetzt.
Nicht ganz so negativ wie erwartet waren Ergebnisse des Leibniz-Instituts aus Warnemünde, das auf Wunsch des NABU Untersuchungen zur Qualität der Gewässer mit ihren Bodenlebewesen um die Warder
ausführte. Erfreuliche Untersuchungsergebnisse bei Zoobenthos liegen für die äußeren Wasserzonen um den Graswarder vor, im Binnensee bewegten sich die Proben im normalen Spektrum. Die NABU-Gruppe
Heiligenhafen unterstützte das Vorhaben und durfte dabei die guten Verbindungen unseres Meeres- biologen Dr. Ulrich Niermann zum Warnemünder Institut nutzen.
Sichtbar wurden die guten tierischen und pflanzlichen Bestände bei der letzten Internationalen Vogelzählung am 16. Dezember dieses Jahres, als ein extrem niedriger Wasserstand die
Flachwasserbereiche um das NSG freilegte. Gesunde und großflächige Miesmuschelbänke stachen besonders heraus und bestätigten unter anderem den guten Gesundheitszustand der Wasserflächen um
das Naturschutzgebiet.
Wiederum positiv verlief auch in diesem Jahr der Einsatz unseres Mitarbeiters Ulrich Tornau (von der HVB gestellt), der über die gesamte Saison die Aufsicht am Beobachtungsturm übernahm und den
Touristen den freien Zugang sicherte. Leider müssen wir beim jetzigen Stand der Verhandlungen mit der HVB davon ausgehen, dass Herr Tornau diese Aufgabe ab 2015 nicht weiter ausführen wird. Die
Maßnahme der Arbeitsagentur war auf drei Jahre befristet und wurde leider nicht fortgesetzt. An Lösungen wird aber gearbeitet.
Als ein äußerst umfangreiches Arbeitsfeld erweist sich die Fertigstellung unseres Buches über die Ausgleichsküste von Heiligenhafen, das nunmehr Anfang 2015 zur neuen Saison erscheinen wird. Der
Titel lautet: „Küste im Wandel- Das Naturschutzgebiet Graswarder“. Es hat einen Umfang von fast 400 Seiten und dokumentiert die Entstehung der Nehrungsküste, den geologischen Aufbau der
Steilküste, die Tier- und Pflanzenwelt auf Dünen, Strandwällen und Salzwiesen, gibt Einblicke in Unterwasserwelten sowie die Entwicklung der Wasserspiegelerhöhun-gen dieses
Küstenraumes. Im Schutzgebiet verläuft zur Zeit alles in ruhigen Bahnen. Haus, Hof und Garten sind gut auf den Winter und ein mögliches Sturmhochwasser eingestellt.
Zum Schluss sei es mir gestattet, noch ein paar persönliche Bemerkungen loszuwerden. An erster Stelle möchte ich mich bei allen Mitstreitern für die gute Zusammenarbeit bedanken, bei den
Naturschutzwarten genauso wie den vielen Mitarbeitern aus Heiligen-hafen. Ich hoffe, alle sind im kommenden Jahr wieder dabei, tragen und ertragen auch die nicht immer erfreulichen
Ereignisse gemeinsam mit. Schon heute weiß ich, dass uns im kommenden Jahr sogar Personen zur Verfügung stehen, die sich nachts auf die Lauer legen wollen, um endlich die Zerstörer der
stromführenden Kabel zu den Elektrogebern für die E-Zäune zu überführen.
Wir können uns glücklich schätzen, über ein so engagiertes Team verfügen zu können.
Und nun bin ich bereits bei meinen obligatorischen Hinweisen: Bis Mitte Januar bitte ich um die Terminwünsche der Naturschutzwarte/innen für das Jahr 2015. Am 14. März wollen wir den Müll aus dem
NSG wegräumen und am 28. April die Tafeln für den Lehrpfad aufhängen.
Bleibt mir jetzt nur Euch / Ihnen ein frohes besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches neue Jahr zu wünschen
Mit lieben Grüßen
Klaus Dürkop
„Hoch- Zeit“ auf und über dem Graswarder. Ein bisschen ließ der Vogelzug ja auf sich warten, doch nun füllen sich die Salz- wiesen immer mehr mit Graugänsen, Nonnen- und Kanada-gänsen. Zwischen Ihnen wuseln noch unzählige Trupps an Pfeifenten. Kurzrasige Flächen mit Queller, Andel und Rotschwingel haben es den Gänsen und Enten offensichtlich beson- ders angetan. Die extensive Beweidung zahlt sich wieder einmal aus und „liefert“ den Vögeln proteinreiche Nahrung für ihren Weiterflug in ihre Überwinterungsgebiete.
Ein irres Schauspiel boten darüber hinaus Eiderenten, die mit ca. 3000 Individuen an der Nordküste des Graswarders mit ihren typischen Rufen einfielen und von gut 550 Kormoranen begleitet wurden. Die schwarzen Gesellen hatten einen Heringsschwarm etwa 500 Meter vor der Küste entdeckt und badeten gleichwohl in Heringen. Leider ein wenig zu weit von der Küste entfernt, um Nahaufnahmen von diesem Schauspiel machen zu können.
Die See schien regelrecht zu kochen, denn nahezu jeder Tauchgang wurde zum Erfolg für die Kormorane. Überall blitzten die Heringe auf. Offensichtlich ein Festbankett, wie ich es in diesen Ausmaßen noch nie erlebt hatte.Genug Heringe scheint es in der Ostsee also zu geben. Die gerade festgelegte Fanquotenreglung der EU für die Ostseefischer scheint diese Beobachtungen nur zu bestätigen.
Goldregenpfeifer und Kiebitze haben aber immer noch nicht ihr Maximum erreicht. Über einen längeren Zeitraum verweilen in den Windwatten zwischen dem Strand-Ressort (neues Bebauungsgebiet) und dem westlichsten und damit ältesten Strandwall immer wieder Pfuhlschnepfen und junge Sandregenpfeifer. Sie finden dort einen reich gedeckten Tisch mit Seeringelwürmern verschiedener Arten.
Bei den Singvögeln zogen in den vergangenen Tagen größere Schwärme an Zeisigen, verweilten aber nur wenige Stunden im NSG. Wintergoldhähnchen nutzten den Schutz der Kartoffelrosenbestände (wenigstens mal etwas Positives über diese Gebüschpflanze), ein Vogel verirrte sich sogar in den Vortragsraum unseres Naturzentrums. Die kleinste der Zugvogelarten wurde zum „Star“ im Ausstellungsraum und der Naturschutzwart hatte für einen kurzen Moment seine „Story“.
Text und Fotos: Klaus Dürkop
Anlässlich der Wasservogelzählung am 11. Oktober bewahrheitete sich wieder einmal die Bedeutung des Graswarders auch fürZugvögel. Besonders auffallend war die große Zahl von mehr als 3100 Graugänsen. Ihnen kam an diesem Tag wohl zu Gute, dass Seeadler dem NSG fernblieben. Kanadagänse haben mit 59 Exemplaren für diese Jahreszeit zugenommen. Dagegen sind Nonnen- gänse bisher bis auf einen Trupp von 72 in den vergangenen Tagen ausgeblieben. Erfreulich war ebenfalls der Einflug von ca. 600 Pfeifenten. Stockenten waren mit 187 Individuen klar in der Unterzahl.
Nach der Wasservogelzählliste hier noch die weiteren Erfassungen:
Alpenstrandläufer: 38, Austernfischer 11, Bekassinen 4 (in den Hochstaudenfluren vermutlich noch einige mehr), Brandgänse 6, Dunkler Wasserläufer 1, Goldregenpfeifer 43, Graureiher 29, Großer Brachvogel 5, Grünschenkel 11, Höckerschwan 130, Kiebitz 138, Kiebitzregenpfeifer 7, Kormoran 94, Krickente 24, Lachmöwe 50, Löffelente 4, Mantelmöwe 14, Mittelsäger 38, Reiherente 15, Rotschenkel 3, Saatkrähe 12, Sandregenpfeifer 25, Silbermöwe 102, Spießente 1, Steinwälzer 2, Pfuhlschnepfe 5, Dunkler Wasserläufer 1.
Bei den Singvögeln dominierten im Überflug mehrere Trupps an Erlenzeisigen, vom Boden flogen eine Reihe von Feldlerchen und einige wenige Wiesenpiepern auf.
Am Ende der Zählung stöberten wir gegen 12.30 Uhr noch einen Fuchs auf, der ohne Hast auf Höhe des Beobachtungsturmes vor uns davon lief. Beobachtungen über unsere Wärmebildkameras lassen vermuten, dass zur Zeit mindestens vier Füchse ständig im Gebiet auf Beutesuche sind. Bei ihren nächtlichen Raubzügen haben sie es hauptsächlich auf Kaninchen abgesehen.
Eine Bestandsregelung dürfen wir bisher immer noch nicht vornehmen, obwohl sich ein befreundeter Jäger dieser Aufgabe gern stellen würde. In der Planung ist dagegen ein massiver und stationärer Zaun mit einem engmaschigen Geflecht, der mit einer Höhe von ca. 1.50 Meter ein Überspringen durch den Fuchs ausschließt. Es bleibt zu hoffen,dass sich diese Maßnahme im kommenden Jahr positiv auf den Brutvogelbestand auswirkt, wenn sie dann genehmigt wird.
Text und Fotos: Klaus Dürkop
Jing Qian, Student des Studienganges Environmental Engineering an der Fachhochschule Lübeck, untersucht im Rahmen seiner Bachelorarbeit unter Anleitung von Prof. Reintjes den Stickstoffgehalt (Nitrat, Nitrit, Ammonium) der Gewässer des Graswardergebietes.
Der Bachelorstudent nahm von Anfang April bis Anfang Juni an 10 Stellen Wasserproben, von den aus den Feldern kommenden Wasserläufen, die in das Eichholzgewässer münden, vom Eichholzgewässer selbst, vom Binnensee, vom Hafenausgang an der Hafenmole und schließlich vom reinen Meerwasser am Ende der Seebrücke. Jing Qian untersucht unter anderem, wie hoch die Nitratgehalte der verschiedenen Gewässer sind, wie sie sich von den Feldern kommend, auf dem Weg zum Meer verdünnen und wie sich mit dem Beginn des Algen- und Wasserpflanzenwachstums verändern. Zurzeit wertet Jing Qian seine Messungen aus. Mitte Juli wird er seine Ergebnisse an der FH Lübeck vorstellen.
Hintergrund seiner Arbeit ist, dass der Einsatz von Düngemittel auf den Feldern zunehmend in den Graswardergewässern spürbar ist, aber die tatsächlich im Wasser vorhandenen Nährsalze bisher noch nicht erfasst worden sind. Besonders Stickstoff (Nitrat) wird in der Landwirtschaft als synthetischen Mineraldünger eingesetzt. Dieser wird an Regentagen von den Feldern gewaschen und in die Gewässer eingeschwemmt. Auch im Wasser wirkt Nitrat als Dünger: Die an niedrige Nährstoffen gewöhnten Algen und Wasserpflanzen wachsen mit dem zusätzlichen Stickstoff außerordentlich gut. Das macht sich besonders in den letzen Jahren im Binnensee bemerkbar, wo Grünalgen und die Laichkrautbestände stark zugenommen haben. Das vermehrte Algenwachstum, das auch in diesem Frühjahr gut auf der Wasseroberfläche zu beobachten ist, sieht in einem Touristengebiet nicht nur unschön aus, sondern zehrt nach dem Absterben beim Verfaulen sehr viel Sauerstoff aus dem Wasser. So kommt es an sehr warmen windstillen Sommertagen im Binnensee zu Sauerstoffmangel, der zu einem zusätzlichen Absterben der Bodentiere führt. Die durch die Faulgase entstandene Geruchsbelästigung ist vielen Anwohnern nur allzu gut bekannt.
Jing Qians Untersuchungen sind die ersten wissenschaftlichen Messungen zur Stickstoffbelastung der Graswardergewässer und können helfen aufzuzeigen in welchem Zustand der Eutrophierung (Überdüngung) sich diese Gewässer befinden.
Jing Qian stammt aus Chongqing, einer 30 Millionenstadt in China und begann sein Studium 2010 an der “East China University of Science and Technology” in Shanghai. Er studiert nach dem sogenannten Deutsch-chinesische Studienmodell das Fach „Environmental Engineering“, ein Studiengang, der 2004, aufbauend auf einer mehr als 20-jährige Zusammenarbeit, von der Fachhochschule Lübeck (FHL) und der East China University of Science and Technology (ECUST), entwickelt wurde. Nach 2 Jahren Grundstudium in Shanghai, kommen die Studenten für ein zusätzliches Jahr nach Lübeck und schließen ihr Studium mit dem Bachelor of Science ab. Die Absolventen erhalten nach bestandener Prüfung einen deutsch-chinesischen Doppelabschluss.
Eine Touristin, die am 27. Mai zur naturkundlichen Führung auf dem Graswarder kam, berichtet von einem Vorfall an der Südpromenade am Binnensee: Am Rande eines kleinen Schilfgürtels brütet ein Schwan, dessen Nest durch einen kleinen Zaun vom Gehweg getrennt wurde. Trotzdem umgehen Passanten die Absperrung, um den Schwan möglichst nah fotografieren zu können. Die Touristin fordert eine Person auf, doch mehr Respekt vor dem Tier zu zeigen. Darauf erhält sie sinngemäß zur Antwort: „Es gibt hier sowieso schon zu viele Naturschützer. Die müsste man alle vergasen“.
Wer so eine Aussage macht, gehört möglicherweise auch zu dem Personenkreis, der in diesen Wochen fast tagtäglich die Stromzufuhr zu Elektrozäunen auf dem Graswarder mutwillig unterbricht. Damit öffnet er/sie Prädatoren Tür und Tor. Nachdem sich im vergangenen Jahr Jäger aus dem Heiligenhafener Umfeld aus der Bejagung von Füchsen verabschiedet hatten (seit April 2013 wurde die Jagd auf Füchse und Marder eingestellt), versucht der NABU mit Unterstützung des Umweltministerium in Kiel sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Kreise Ostholsteins, Seevögel im Naturschutzgebiet Graswarder durch Elektro-Flechtzäune (Weideäune) vor dem Zugriff von Mardern und Füchsen zu schützen. Das geschah mit erheblichen finanziellen Aufwendungen von der öffentlichen Hand (Steuergelder) als auch u.a. mit Hilfe von vielen Arbeitsstunden seitens des NABU. Ca. 1200 laufende Meter Flechtzaun wurden an verschiedenen Stellen errichtet, um das Eindringen von Mardern und Füchsen in die Seevogelkolonien zu minimieren. Leider ohne Erfolg. Denn bereits kurz nach der Erstellung der Zäune wurden sie immer wieder manipuliert, zerstört oder außer Funktion gesetzt. Nachdem auch der etwa 680 Meter lange Querzaun hinter dem Beobachtungsturm ausgeschaltet wurde, sind nahezu alle Nester der Seevögel im Osten des NSG ausgeraubt worden.
Die äußerst seltenen Säbelschnäbler, die Mitte April noch in ansehnlichen Beständen aus Ihren Überwinterungsgebieten eingeflogen waren, haben das Gebiet bereits Küstenseeschwalben, die hier auf dem Graswarder noch ihren letzten beachtenswerten Bestand hatten, haben ihr Brutgeschäft aufgegeben; von etwa 45 Brutpaaren der Graugänse haben nur drei Paare Erfolg gehabt, sind aber bereits aus dem Gebiet abgezogen; die wegen ihrer Daunen berühmten Eiderenten haben gar nicht erst mit der Brut begonnen oder die, die bereits Eier gelegt hatten, wurden vom Fuchs getötet. Die im Osten des NSG bestehenden Sturmmöwenkolonien sind nahezu aufgerieben. Von den einstmals etwa 5000 Brutpaaren (1965) im gesamten Graswardergebiet haben 2014 noch ganze 350 Paare mit der Brut begonnen. 2013 waren es noch etwa 600 Paare. Bei den auf der Roten Liste stehenden Sandregenpfeifern zeichnet sich ebenfalls ein Totalverlust ab.
Der Rückgang der anderen Vogelarten wird nach einem genauen Monitoring erst Ende Juni feststehen. Die erste flächendeckende Erfassung Mitte Mai lässt katastrophale Ergebnisse erwarten, erschreckend und tief enttäuschend. Der NABU, der einst im Auftrage des Umweltministeriumsdie Betreuung übertragen bekam,muss sich nunmehr ernsthaft fragen, wie sich die Erhaltung und Entwicklung unserer Küstenvogelwelt überhaupt noch bewerkstelligen lässt. Der Graswarder war an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste bislang immer noch eine der letzten bedeutenden Refugien für Seevögel. Diese Auszeichnung kann der Graswarder nicht mehr für sich in Anspruch nehmen.
Die NABU-Gruppe Heiligenhafen hat sich mit großem Engagement mehr als 40 Jahre der Erhaltung des Graswarders gewidmet. Die Entwicklung ist depri-mierend. Die Gründe dafür liegen allein bei uns Menschen, denen vielfach das Verständnis für eine lebenswerte Umwelt verloren gegangen ist. Dazu zählt auch der Umstand, dass aus verschieden Gründen, die an dieser Stelle nicht erläutert werden können, Greifsäugern wie dem Fuchs außerhalb des Graswarders die Nahrungsbasis entzogen wurde. Einen so reich „gedeckten Tisch“ wie hier gibt es in der Umgebung von Heiligenhafen nicht mehr. Wie lange das noch der Fall sein wird, kann an einer Hand abgelesen werden.
Und auch das sollte man wissen: Ein Fuchs läuft in einer Nacht schon mal schnell bis zu 15 Kilometer. Da im NSG kein Fuchsbau nachgewiesen werden konnte, handelt es sich also um einen Bestand aus den umliegenden Revieren.
Der Druck auf die Vögel ist als sehr groß geworden. In absehbarer Zeit werden Vögel in diesem Naturschutzgebiet zahlen- und artenmäßig keine Rolle mehr spielen. Ein Umstand, der die Stadt Heiligenhafen um eine der wenigen Attraktionen ärmer macht. Altfüchse laufen mittlerweile am hellichten Tag direkt an Besuchern bei den naturkundlichen Führungen mit Beute vorbei. Das mag zu Denken geben.
Unterstützung bei der Feststellung oder der Ergreifung des oder der Täter können leidervon der örtlichen Polizei sowie der Umweltpolizei des Kreises Ostholstein aus Personalmangel, wie man uns mitteilte, nicht erwartet werden. Anzeige erstattete der NABU trotzdem. Der Schaden für die Vogelwelt ist schon jetzt riesig.
Ein weiterer Umstand entstand in diesen Tagen durch die Zerstörung der Zäune durch die gleichen Unbekannten.
Die Mitte Mai aufgetriebenen Rinder eines Landwirtes aus Neuratjensdorf sollen offensichtlich einen größtmöglichen Wirkungskreis haben und in ihrem Flächen-anspruch nicht behindert werden.Die Rinder sollten aber ganz gezielt als „Biotopmanager“ im Ostteil des Gebietes eingesetzt werden. Das ist bei dem momentaren Zustand stromloser Zäune nicht mehr möglich. Um dem oder den Tätern auf die Spur zu kommen, werden von nun an nächtliche Kontrollgänge stattfinden. Die Bevölkerung wird gebeten, den NABU (Naturschutzbund Deutschland) bei seinen Bemühungen zur Erhaltung dieses einmaligen Schutzgebietes zu unterstützen. Eine Belohnung ist ausgesetzt.
Klaus Dürkop
NABU Heiligenhafen, 29.Mai 2014
Nachdem im letzten Jahr überhaupt keine Rinder in der 2. und 3. Zone weideten, wurden nun in Absprache mit dem LLUR (Herrn Wälter) und der UNB (Frau Friederichsen) nur noch 15 Schwarz-Bunte in Zone 3 aufgetrieben. Grund für diese Vorgehensweise ist das Projekt: „Höhere Artenvielfalt bei Salzwiesenpflanzen in Zone 2“. Das ist aber nur dann erreichbar, wenn die Beweidung gänzlich für einen bestimmten Zeitraum eingestellt wird und Pflanzen wie die Salzaster (Aster tripolium) zur Blüte kommen um sich dann auch vermehren zu können. Andere Salzwiesenpflanzen, die schon jetzt in recht guten Beständen in Zone 1 vorkommen wie der Echte Sellerie (Apium graveolens) oder der Meerstrandbeifuß (Artemisia maritima), werden dann ebenfalls in Zone 2 erwartet werden können. Zwar wurde dieses Areal bis dahin schon sehr extensiv Beweidung mit ca. o,5 Jungrindern beweidet, doch blühende Bestände an Astern kamen so gut wie nie vor. Die Pflanze schmeckt den Rindern einfach zu gut. Es wird also ein bisschen Zeit kosten, bis sich Blütenteppiche wie in Zone 1 einstellen.
Wie sich bereits 2013 zeigte, profitieren von dem höheren Bewuchs offenbar Rotschenkel. Ihr Bestand hatte sich im vergangenen Jahr in Zone 2 fast verdoppelt. Im Brutjahr 2014 scheint sich die Tendenz noch einmal zu bestätigen.
Während die Flora und Fauna, insbesondere die Vogelarten des Graswarders gut dokumentiert sind, sind die Artengemeinschaften der in den Gewässern des Graswarders lebenden Tiere noch nicht ausreichend bekannt.
Um diese Lücke zu schließen, untersuchten im November 2013 und in dieser Woche Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Ökologie benthischer Organismen“ um Dr. Michael Zettler des IOW (Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde) die Bodentiervielfalt in den Gewässern des Graswarders, vom Eichholzgewässer, über den Binnensee, den Hafen bis zu den Lagunen des Graswarders.
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit Jahren mit der Untersuchung, Analyse und Bewertung benthischer Lebensgemeinschaften in der Ostsee. Diese weitgehend standorttreuen Organismengruppen reagieren besonders sensibel auf Umweltveränderungen und gelten daher als aussagekräftige Indikatoren für lokale und regionale Veränderungen.
Die Bodentiere, wie Schnecken, Muscheln, Krebse, Würmer, wurden mit Stechrohr, Hand-Dredge und Phalkratzer gesammelt. Gleichzeitig wurden Sedimentproben genommen und Wassertemperatur, Salz- und Sauerstoffgehalt gemessen.
Alle Proben werden in den nächsten Wochen in Warnemünde analysiert und im Zusammenhang mit der Sedimetbeschaffenheit ausgewertet. Die Ergebnisse der Novemberuntersuchung werden zurzeit von Nora Salland im Rahmen ihrer Bachelorarbeit bearbeitet.
Text: Dr. Ulrich Niermann
Fotos: Klaus Dürkop
Die ersten Küstenseeschwalben haben heute Morgen wieder den Graswarder erreicht. Aus der Antarktis nach Heiligenhafen, wahrlich eine weltmeisterliche Leistung. Ein grönländisches Forscherteam kam vor einigen Jahren sogar zu dem Ergebnis, dass Küstenseeschwalben jährlich eine Strecke von bis zu 80.000 Kilometer zurücklegen können. Das ist die längste Tierwanderung, die jemals mit Hilfe elektronischer Geräte bis 2010 registriert wurde.
Termingerecht sind sie auf jeden Fall eingetroffen, denn wir erwarten diese eleganten Flieger immer so um den 17. bis 20. April. Freudig begrüßt wurden sie auf jeden Fall, denn sie zählen nun auch schon auf dem Graswarder zu den ganz seltenen Gästen. Uns bleibt nun die Hoffnung, dass sie sich einen hochwassersicheren Brutplatz an den Lagunen aussuchen. Wir werden ihnen mit E-zäunen den diesjährigen Brut- und Aufzuchtsraum so attraktiv wie eben möglich gestalten. Im letzten Jahr hatten nur 11 Paare mit der Brut begonnen und letztlich auf Grund des Eindringens von Füchsen kein Glück bei ihrer Jungen Aufzucht. Neben den Küstenseeschwalben fielen im Laufe des Tages vereinzelt die ersten Nordischen Schafstelzen ein und stocherten nach Fressbarem in den Salzwiesengräsern.
In den frühen Morgenstunden zogen darüber hinaus laufend Wiesenpiepern in Westostrichtung vorüber, von denen nur wenige eine kurze Rast auf Pfählen einlegten. Ähnlich große Flüge konnten wir bei den Bluthänflingen registrieren.
Text und Fotos: Klaus Dürkop
Nachdem die E-Zäune installiert sind, wurde am 12. April zeitnah vor dem Brutbeginn der Flussseeschwalben noch ihre Brutinsel in Sichtweite des Beobachtungsturmes ausgebracht. Dabei half wie schon in den vergangenen Jahren Landwirt Höppner aus Neuratjensdorf mit Trecker und Anhänger – eine große Hilfe. Bewährte Mitarbeiter aus dem Graswarderteam ergänzten die Brutinsel mit neuen Aufstiegshilfen sowie Wellenabweisern, damit möglichst wenig Spritzwasser bei höherem Wellengang die brütenden Flussseeschwalben stören kann.
Die Maßnahme wurde von einem NDR Fernsehteam begleitet, das zeitversetzt auch noch die Installation der Wärmebildkameras aufzeichnete. Der Beitrag wurde am Sonntag, den13. April, im Schleswig-Holstein Magazin gesendet.
Die Wärmebildkameras sind also auf „Sendung“ und Dennis Reitenbach-Maass konnte bereits in der ersten Nacht gegen 4.15 Uhr einen Fuchs nachweisen.
Nach der neuen Jagdverordnung des Landes Schleswig-Holstein könnten Jagdberechtigte also einschreiten. Leider haben wir bis heute aber keinen Jäger gefunden, der diese Aufgabe übernehmen will. So bleiben voraussichtlich in diesem Jahr nur die E-Zäune als Garanten für eine erfolgreiche Jungenaufzucht bei den bodenbrütenden Küstenvögeln.
Hoffen wir also darauf, dass die am 10. April eingetroffenen Säbelschnäbler sowie noch nicht zurückgekehrte Zugvögel wie die Seeschwalben von den Ausgrenzungen profitieren.
Fotos und Text: Klaus Dürkop
Am 29. März fielen zum ersten Mal die Rotschenkel mit ihren flötenden Tönen und ihrem kurzen Trillern ein. Sie sind für mich immer die wahren Frühlingsboten. Diesen hochbeinigen Wasserläufer hatte die sonnige und warme Wetterlage in sein Brutrevier zurückgebracht. Ausgeblieben sind bisher die Säbelschnäbler, die in den letzten Jahren immer um den 27. bis 30. März eintrafen.
Spektakulär ergeht es in diesen Tagen immer wieder den Singvögeln, denn auch diesmal begleiteten am 30. März Sperber die durchziehenden Rotkehlchen, Starenschwärme und heimkehrenden Bluthänflinge.
Am Berliner Lager, auf Höhe des Naturzentrums und am Beobachtungsturm jagten mindestens drei von ihnen und lösten helle Aufregung unter den Singvögeln aus. Selbst die noch in größeren Trupps auf dem Graswarder verweilenden Pfeifenten hielt es nicht am Boden. Die letzten noch etwa 30 Weißwangengänse ließen sich dagegen beim Äsen von diesen Greifvögeln kaum stören. Es ist in diesem Jahr schon ein besonderer Anblick, Weißwangengänse in unmittelbarer Nähe zu den zurückgekehrten Sturmmöwen beobachten zu können. Ein Anblick, den es bisher auf dem Graswarder im Frühjahr zu der Zeit noch nie gegeben hat.
Die Sturmmöwenkolonie südlich des Naturzentrums scheint mittlerweile wohl vollständig zurückgekehrt zu sein, denn Neuankömmlinge weichen bereits auf die angrenzenden Strandwallriegel aus. Man könnte vermuten, dass sich das gute Brutergebnis aus dem letzten Jahr schon bemerkbar macht. Die Kolonie ist mit einem neuen E-Zaungeflecht bereits gesichert worden und stellt gegenüber Füchsen, so hoffen wir, eine „wehrhafte“ Barriere dar. Neue Kolonien werden wir vorerst noch mit den bisher üblichen 4-5 adrigen E-Litzen Zäunen sichern.
Darüber hinaus haben wir uns mit der UNB und der ONB darauf verständigt, einen ca. 680 Meter langen Geflechtzaun von der Nordküste bis zum Binnenseebereich zu errichten, um so dem Fuchs den
Zugang zu den Flächen östlich des Beobachtungsturmen zu verwehren. Die Kosten für Materialien trägt die UNB. Das Aufstellen der Zäune und die Wartung übernimmt der NABU mit seinen ehrenamtlichen
Helfern.
Leider war es in diesem Jahr trotz verschiedener Gespräche mit Jägern bisher nicht möglich, sie für eine Zusammenarbeit mit dem NABU zu begeistern. Im Rahmen des angestrebten Wildtiermanagements
wären aber jagdliche Eingriffe die Voraussetzung dafür, die Ziele zur Erhaltung und Entwicklung der Küstenvogelbestände umzusetzen. In den nicht gesicherten Arealen sind Füchse - nach ihren
Losungen zu beurteilen - ständig präsent. Das Ausbleiben der Eiderenten in den westlichen Arealen des Graswarders ist ein untrügliches Anzeichen.
Text und Fotos: Klaus Dürkop
Starke Sturmböen mit bis zu Windstärken um 10 waren für den 15. März vorausgesagt worden und kräftige Regenschauerschauer ließen einenungemütlichen Tag erwarten. Erste Absagen erreichten uns über Mail und Telefon. Sollte damit zum ersten Mal ein Arbeitseinsatz auf dem Graswarder gefährdet sein? Und wie sollte sich am Vorabend das Graswarderteam entscheiden, als es um die Frage ging, ob die von den etwa 30 Helfern als „Lohn“ erwartete obligatorische und traditionelle „Suppe danach“ überhaupt vorbereitet werden sollte.
Um es kurz zu sagen. Wir entschieden uns für die Durchführung und lagen damit goldrichtig. Zwar begann der Morgen noch recht stürmisch, doch Regenschauer blieben aus; der Wind ging zurück und gegen 11.00 Uhr kam die Sonne hervor.
Auf jeden Fall hat sich die Sammelaktion gelohnt. Der Treckeranhänger war am Schluss mit Unrat überaus gut gefüllt. Dazu zählte insbesondere Plastikmüll in sehr unterschiedlichen Ausprägungen, besonders in Form von vielen angeschwemmten Fischkästen aus allen Anliegerstaaten der Ostsee, Plastiktüten und neuerdings auch wieder eine große Anzahl an Plastikflaschen. 15 bzw. 25 Cent bei der Rückgabe dieser Flaschen scheinen kaum ein echter Anreiz zu sein.
Neben Mitgliedern und Freunden des Naturschutzgebietes Graswarder konnten wir diesmal auch den Ortsvorsitzenden der CDU, Herrn Timo Gartz mit weiteren Begleitpersonen, begrüßen. Trotz einiger Absagen beendeten wir nach 2,5 Stunden die Sammelaktion und konnten zum gemütlichen Teil bei einer hervorragend gelungenen Suppe übergehen. Die Zeit wurde darüber hinaus genutzt, Fragen an den Stadtvertreter Timo Gartz bezüglich des Graswarders zu stellen, u.a. zu der zukünftigen Sicherung eines Parkplatzes für die Anlieger des Graswarders und Besucher des Naturschutzgebietes (nach Schließung des Parkplatzes am ehemaligen Gilhus), das Aufstellen eines Müllkontainers am Berliner Lager, die Frage nach einer Toilette am Ende des Graswarderweges und und und. Die Gespräche fanden in einer angenehmen Atmosphäre statt und ließen erkennen, dass sich Herr Gartz mit den Anliegen auseinandersetzen wird.
Nebenbei noch ein paar Anmerkungen zur Vogelwelt:
Die Sturmmöwen haben bereits 10 Tage vor ihrer normalen Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten ihre bekannten Kolonien eingenommen. Stichtag ist in der Regel der 17. März; Sandregenpfeifer und Austernfischer haben ihre angestammten Brutareale besetzt. Leider ist schon jetzt abzusehen, dass ihr Bestand weiter abgenommen hat. Bei den Graugänsen wurde das erste Nest mit zwei Eiern festgestellt. Es war also höchste Zeit für die Sammelaktion. Der jährliche Aktionstag „Sauberes Schleswig- Holstein“ , an dem sich auch Heiligenhafen beteiligt, liegt unseres Erachtens mindestens 14 Tage zu spät.
Fotos und Text: Klaus Dürkop
Lange hat der Winter auf sich warten gelassen. Nun ist der Graswarder mit einer leichten Schneedecke überzogen und die Lagunen werden schon morgen mit einer durchgehenden Eisschicht überzogen sein. Die umfangreichen Nahrungs-gründe mit Watt- und Ringelwürmern verschwinden dann unter Eis und Schnee. Den jetzt noch verbliebenen Großen Brachvögeln wird diese Situation gar nicht passen, denn vereiste Flachwasserzonen prägen das Bild an der ganzen Ostseeküste und versperren den Nahrungszugang zu den Flachgewässern.
Dafür hat schlagartig der Einflug von Gänsesägern und Singschwänen auf dem Binnensee eingesetzt. Den „Gelbschnäblern“ bietet sich dort ein reichgedeckter Pflanzentisch mit der Salde Ruppia maritima. Kaum sind sie da, machen sie auch schon laut rufend auf sich aufmerksam und unterhalten mit ihren wohlklingenden Lauten unsere Mitarbeiterin Ingrid im Naturzentrum.
Sie hat sich - gut eingemummelt – den reparaturbedürftigen Info-Tafeln vom Lehrpfad angenommen und ist nun schon seit einigen Tagen dabei, Schriftzüge zu erneuern und beschädigte bildliche Darstellungen mit Pinsel und Farbe wieder wie neu erscheinen zu lassen. Draußen wartet noch eine andere Baustelle auf fleißige Hände. Möglicherweise sind wir dabei aber auf die Hilfe eines örtlich ansässigen Handwerkers angewiesen, denn die vom Sturm umgewehte reetgedeckte Info-Tafel muss ausgebessert und mit schwerem Gerät aufgerichtet werden.
Mehr Zeit als bisher werden wir für die Sicherung der Brutkolonien aufwenden müssen, damit Verluste durch Prädatoren minimiert werden können. Wichtigste Aufgabe wird es dabei sein, die bekannten Kolonien mit einem E-Zaungeflecht einzudrahten. Dies geschieht in Absprache mit der UNB des Kreises Ostholstein. Ca. 1250 lfd. Meter Euro-Flechtzaun mit einer Höhe von 1,10 Meter stehen zur Verfügung und werden von unserem Graswarderteam im März aufgestellt und über die Brutsaison unterhalten. Wenn wir dann am Ende der Saison so einen Erfolg nachweisen können wie bei der Pilotanlage im vergangenen Jahr, können wir hoffnungsfroher in die Zukunft sehen.