Noch vor 15 Jahren suchte man die Reiherente vergeblich auf der Brutvogelliste des NSG Graswarder. Heute ist diese Tauchente im gesamten Jahresablauf zu beobachten; entweder als Brutvogel im NSG und in der Eichholzniederung oder als Zug- und Rastvogel auf den Wasserflächen des Binnensees und dem Strandsee westlich des Ferienzentrums.
Vorkommen und Wanderungen: Die Brutareale der Reiherenten reichen von den Britischen Inseln, den borealen Zonen von Skandinavien bis nach Ostsibirien. Die Südgrenze verläuft von der Schweiz über Ungarn in das europäische Russland.
In Mitteleuropa sind sie häufig in der Norddeutschen Tiefebene anzutreffen, schwerpunktmäßig in Schleswig-Holstein an der Ostholsteiner Seenplatte.
Die Reiherenten sind vorwiegend Zugvögel. Sie überwintern zwischen der Ostsee und dem Mittelmeer. Bis zu 25.000 rastende Reiherenten sammeln sich im Winter schon mal unter der Fehmarn-Sund-Brücke.
Brutbiologie: Geschlechtsreif werden Reiherenten schon mit Ablauf des 1. Lebensjahres. Sie brüten nicht selten aber erst nach dem 2. Lebensjahr.
Die Balz und Paarbildung beginnt jeweils in der ersten Märzhälfte. Ihre Nester legen sie auf festem Grund in dichter Bodenvegetation in Wassernähe an; im NSG Graswarder gern in unmittelbarer Nachbarschaft zu Sturmmöwen. Ein bis zwei Paare brüten regelmäßig in der Sturmmöwenkolonie südlich des Naturzentrums.
Die Brutzeit setzt ca. 14 Tage später ein als bei den Möwen, also Mitte Mai.
Die Eier sind graugrün gezeichnet; die Gelegegröße liegt zwischen 6 und 13 Eiern. 23-28 Tage werden die Eier bebrütet, und die Jungen werden nach ca. 44 Tagen flügge. Sie ernähren sich bei schönem Wetter vor allem von Insekten, die sie aus der Luft fangen. Auch Sämereien und Pflanzenteile, z.B. von der Salde (Ruppia maritima) sowie Schnecken gehören zu ihrem Nahrungsspektrum. Im Winter tauchen die Alttiere bis zu 20 Meter tief im Fehmarnsund nach Miesmuscheln.
Verhalten: Die Reiherente ist ein tag- und nachtaktiver Vogel. Schon im Winter beginnt sie mit der Gruppenbalz, so dass im April fast alle Weibchen verpaart sind. Die eigentliche Paarbalz wird häufig mit einem ruckartigen Kopfschütteln beim Männchen eingeleitet. Der Erpel fällt darüber hinaus durch seine leisen kollernden Laute und das erregte Umherschwimmen auf. Er schwimmt dabei in ziemlich aufrechter Haltung, dem so genannten „Steifen Schwimmen“. Auch Verfolgungsflüge sind ein Teil des Balzrituals. Zum Höhepunkt der Balz gehören das Kopfwerfen und Scheinputzen, beim Hetzen der Weibchen auch deren Kopfdrehungen. Außerhalb der Brutzeit treten sie gesellig in größeren Schwärmen auf. 200-300 Individuen auf dem Binnengewässer von Heiligenhafen sind ab November keine Seltenheit. Im Januar kann sich die Zahl auf 2000-3000 Exemplare erhöhen.